Werner Herbst
SOWEITSOGUT – armin guerino & manabe anton – AUF UMWEGEN

es gibt hie und da menschen, die sagen, schreib doch was über uns (mich); na, dann klopf ich halt ein paar zeilen, sonst sind sie nicht da; das klingt zwar recht ärmlich, aber gerade das ärmliche ist der luxus, den sich unsereiner stets gerne leistet. da hätt man schon drei menschen, die daran schuld sind, dass SIE in das in ihren händen liegende heft schauen. und wenn SIE noch etwas nachdenken, wird alles noch viel komplizierter: nämlich, da gabs vor ein paar jahren einen herrn, der sagte, dass alles sehr kompliziert sei, der wurde seinerzeit sehr ausgelacht, von all den gscheiterln. und ich sag auch: das ist alles sehr kompliziert. Mich lacht jedoch fast niemand aus, da ich nicht so berühmt bin. kompliziert ist das aber schon für alle beteiligten; als da sind: die herausgeber, die drucker, die geldgeber, . . . und die zwei herren, um dies eigentlich geht, gehen sollte; und jetzt gehts gleich los: ARMIN GUERINO und MANABE ANTON; und SIE denken jetzt womöglich, gerade in diesem moment; na, was les ich denn da? na, der gute, der das geschrieben hat, hat seine sieben zwetschgen nicht ganz beisammen. thema verfehlt! und der schreibende gibt IHNEN gerne recht. denn so ists ja mit der kunst hoffentlich stets. hoffentlich: thema verfehlt. für eindeutige klärungen gehns bitte woanders hin; schauns bitte nicht bei ARMIN GUERINO, MANABE ANTON und mir vorbei. ausser SIE wollen mit uns lesen und schauen: dann könnte sich für alle beteiligten was spannendes ergeben. eine kleine veränderung im denken und, gottbehüte!, im handeln. auch im bis jetzt geschriebenen steckt ja vieles von ARMIN GUERINO und MANABE ANTON, das heisst von ihren arbeiten; will sagen: der ärmliche luxus, die luxuriöse armut; mit je einer arbeit hätten SIE stücke von den beiden. menschenfresser, ole! der schreiber hat das glück, von den herren arbeiten zu besitzen. etwa ein bild, auf dem nichts anderes zu sehen ist als ein grosses bett und zwei fenster. das sind aber zwei fenster durch die das afrikanische licht hereinstrahlt auf ein bett, das ein bett der liebe ist. oder etwa ein raubvogel aus wellpappe, mit scheinbar billigsten farben schlampigst angestrichen, der mich täglich anstarrt und mich bedrängend fragt, welche blödheiten mein erdenwallen schon wieder einmal erzeugt hat. die arbeiten von ARMIN GUERINO und MANABE ANTON sind stets irritierend; beunruhigend . . . und das ist einfachst zu erklären: beide herren sind weltbürger, die, aus der finstersten provinz kommend, die welt erobert haben: “voll reichtum und voll armut grenzenlos.”

SOWEITSOGUTAUFUMWEGEN

(Kunstmagazin vernissage, Wien, 23. Jahrgang, März 2003)

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