manabe anton, " Židovska (ulica) 4",
Synagoge Maribor
21.06.-06.07.2007

Ich heiße Sie zur Eröffnung der Ausstellung mit der sich der österreichisch - japanische Bildhauer manabe anton erstmalig dem slowenischem Publikum vorstellt herzlich willkommen.

manabe anton wurde 1963 in Eisenkappel im südlichen Kärnten geboren. Nach Beendigung der Oberstufe begann er ein Studium der Kunstgeschichte in Wien, seit dem Jahr 1985 arbeitet er als freischaffender Künstler. Von 1987 bis 1989 war er Mitglied der Gruppe Wohlklang, in dieser Zeit begann er Bücher und Buchumschläge für die Wienerherbstpressezu gestalten. Im Jahre 1989 erhielt er den Körner Preis, der für besondere Leistungen in der Wissenschaft und Kunst vergeben wird. 1991 ist er nach Japan gezogen, in den Ort Nikko, wo er auch heute noch lebt und arbeitet.

manabe anton stellt seine Arbeiten regelmäßig in Österreich und Japan aus, dazu kommen zahlreiche Einzel - und Gruppenausstellungen in Deutschland, Frankreich, der Schweiz, in Bulgarien … Als Kursleiter nimmt er an verschiedenenWorkshopsteil, unter diesen sticht in letzter Zeit der kosmopolitisch ländlich-künstlerische auf dem Strošek - Hof in Bad Eisenkappel hervor. Die Arbeiten manabe anton’s werden in der Grafischen Sammlung Albertina in Wien, in der Sammlung im Gutenberg Museum im deutschen Mainz und im Kawakami Sumio Museumim japanischen Kanuma aufbewahrt, um nur einige aufzuzählen.

Das Frühwerk des Künstlers sind vorwiegend Ölmalereien auf Leinwand sowie Aquarelle und Pastelle in Kombination mit Bleistift und Feder. Neben den Bildern hat er sich aber auch mit seinen Holzarbeiten und Arbeiten aus Karton beziehungsweise Pappe bewährt. Seit seinem Umzug nach Japan kommt es in seinem Leben und seiner Arbeit zu einem großen Umbruch. Im einem Umfeld wo, wegen des feuchten Klimas, die Technik Öl auf Leinwand nicht mehr angemessen ist, widmet er sich ganz der Arbeit mit Holz. Als kleine Anekdote sollte ich erwähnen, das manabe in den ersten Jahren in Japan bei einem japanischen Meister in die Lehre als Zimmermann ging, dabei lernte er sehr viel über Holz als Material. Während der Lehre hat er sich mit seinen eigenen Händen ein Atelierhaus im Wald gebaut.

Innerhalb seines neuen Schaffensschwerpunktes entwickelte er die Technik der Holzschnittcollage.Die Holzschnitte werden auf dünnes japanisches Papier gedruckt, getrocknet, in kleine Stücke geschnitten und anschließend als neue Details größerer Kompositionen auf großformatige Holz- oder Papierträger geklebt. Für eine Arbeit in dieser Technik erhielt er 1997 bei dem alljährlich stattfindenden Grafikwettbewerb in Kanuma den Kawakami Sumio Grafik Preis.

In der Ausstellung in der Synagoge stellt sich manabe anton mit einer Auswahl an Arbeiten, die die letzten 16 Jahre seines Schaffens geprägt haben, vor. Zu sehen sind Holzskulpturen, eine Serie seiner Holzschnitte, undeine große Leder / Kartoncollage.

Weil manabes Skulpturen hauptsächlich aus gefundenem, angeschwemmtem, von Naturgewalten zerstörtem oder deformiertem Holz bestehen, beginnt der Schaffensprozess mit dem Finden, wobei die Art des Holzes noch nicht sichtbar ist. Der Künstler sieht in diesen, scheinbar nutzlosen Holzstücken Leben das er in stilisierten Formen versucht auch uns, den Betrachtern, zu vermitteln. Seine Figuren zeigen weich geformte, sanfte Züge und fließende Übergänge, ihre Oberflächen sind so fein aufgebaut daß ihre natürliche Struktur durchdringt. Mit den Titeln, wie zum Beispiel Der Mantelmann, Der Zyklop oder Das Baby … enthüllt uns der Künstler zusätzlich die Identität dieser geheimnisvollen Gestalten, die so nicht länger verfaulte Holzstücke, sondern ins Leben zurückgeholte Wesen und Geister sind. Wesen und Geister die im Wald, im Wasser oder in der Natur hausen.

manabe anton bedient sich bei seiner Arbeit traditioneller japanischer Methoden der Holzbearbeitung. Das Holz sollte dabei nur mit der Hand und mit besonderen Messern bearbeitet werden was vom Künstler sehr viel Disziplin, Geduld, Ausdauer und Genauigkeit verlangt. Aus diesem Grund ist innerhalb seiner figuralen Arbeit die Gruppe nur weniger Zentimeter großer Holzskulpturen, geschnitten auskrebsartigen Gewächsen die er an alten Bäumen in den japanischen Bergen findet, so besonders. Es sind seine neuesten Arbeiten aus der Serie Kobu.Bei der Serie Kobuhandelt es sich um kleine, im Wald hausende Geister verstorbener Menschen und Tiere, die sich dem Künstler enthüllen und die er uns wiederum enthüllt. Der Künstler spürt nirgendwo sonst die Verbindung von diesseitiger und jenseitiger Welt stärker als in den eben erwähnten Arbeiten.

Den Puls lebender Organismen erhellt manabe ebenso in seinen Holzschnitten aus der Serie Insektenarbeiten immer im Ernst, auf denen wir viele kleine, sich bewegende Mikroorganismen finden, die die Oberfläche der jeweiligen Holzschnitte zerstören. Die Linien des Künstlers sind genau, vielfältig und technisch vollendet, die Darstellungen lassen uns ahnen daß sich vor uns nicht nur eine große Menge an Insekten befindet, sondern daß wir in die Struktur eines darunter liegenden, anderen Organismus sehen. Daß der Künstler verschiedeneTechniken beherrscht zeigt sich uns auch in der ausgestellten Collage aus Leder und Pappe die in ihrer Präsenz in dieser Ausstellung die Abstrakteste ist. Die Verwebung verschiedener Formen, ausgehend von irritierenden geometrischen Mustern, assoziiert Stücke zerbrochenen Glases und erinnert uns daran daß nicht nur das Zerbrechliche zerbrechlich ist sondern auch das scheinbar Starke und Harte. Doch gleichzeitig erinnert uns manabe mit seinem Schaffensoptimismus daran, das wir manchmal auch das Vergängliche, wenn auch in einer anderen Form, zurück ins Leben holen können.

„Ich lebe in meinen Arbeiten, meine Arbeiten sind in der Synagoge, also bin ich auch in der Synagoge “, schrieb der Künstler, der das Holz liebt und die Formen die in ihm wohnen, über diese Ausstellung. Und deswegen stellen wir Ihnen seine Arbeiten in Begleitung der Originalmusik ungarisch-jüdischer Kantoren, aus dem Jahren 1906 / 1929 – Stimmen einer verlorenen Welt, mit dem symbolischen Titel »manabe anton, Židovska (ulica) 4« vor.

Marjetka Bedrač,
Synagoge Maribor

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